Jede Art von Stress (ein Gedanke, eine Emotion, eine Substanz etc.) wirkt sich unmittelbar auf den Körper aus und damit auch auf die Muskeln. Der Grundgedanke des Muskeltests ist es, dass jeder Muskel auf Stress mit einem kurzen „Abschalten“ oder Nachgeben reagiert. Diese kurze Erstreaktion des Muskels wird vom autonomen Nervensystem gesteuert und kann im ersten Moment nicht willentlich vom Verstand kontrolliert oder manipuliert werden.
Die Entdeckung dieser körpereigenen Feedbackschleife geht unter anderem zurück auf Erfahrungen und Untersuchungen des amerikanischen Chiropraktikers Dr. George Goodheart. Er beobachtete, dass sich physische und psychische Vorgänge im Menschen auch im Funktionszustand seiner Muskeln spiegeln. Daraufhin entwickelte er 1964 ein einfaches Testverfahren, das diese Muskelfunktion ohne Zuhilfenahme von Apparaten erfasst: den Muskeltest.
Dabei wird die getestete Person aufgefordert, den zum Testen benutzten Körperteil (meist ein Arm oder ein Bein) gegen den (sanften) Druck der testenden Person an seinem Platz zu halten. Die Testergebnisse („verriegelt“ oder „entriegelt“) lassen Rückschlüsse zu auf eventuelle Energieblockaden bzw. auf Einflüsse, denen die getestete Person gerade ausgesetzt ist.
Da alle willkürlichen Skelettmuskeln auf einen Stressreiz mit einer kurzfristigen „Entkopplung“ reagieren, ist es gleichgültig, welcher Muskel für den Test benutzt wird. Je nach kinesiologischer Richtung dienen einer oder mehrere Muskeln als Indikator-Muskeln (=Anzeige-Muskeln). In meiner Praxis verwende ich in der Regel den Oberarmspeichen-Muskel (Brachioradialis), da dieser bei lang anhaltendem Testen nicht so schnell ermüdet.
Beim Muskeltest wird die Energie getestet und nicht die Muskelkraft. Es wird nur ein sanfter Druck auf den isolierten Muskel ausgeübt. „Rastet“ der Muskel ein, so ist die Körperenergie im Fluss, gibt der Muskel nach, so erhalten wir dadurch vom Körper ganz direkt eine Information über eine Blockade des Energieflusses, über das Vorhandensein eines oder mehrerer Stressfaktoren und damit über ein Ungleichgewicht im System.
Der Muskeltest ist das Arbeitsinstrument in der Kinesiologie. Er ist der Zugang zur ganz persönlichen inneren Weisheit des Körpers. Durch den Muskeltest können wir direkt mit dem Unterbewusstsein kommunizieren. Er zeigt nicht nur den Unterschied an zwischen blockierter und fließender Energie, sondern durch ihn kann auch der ganz persönliche Weg des Ausgleichs individuell bestimmt werden. Die auf diese Weise identifizierten Imbalancen werden sanft und direkt an der Wurzel der eigentlichen Ursache balanciert.